Google weiß, wo du letzten Sommer warst !

Google hält sich nicht an die Regeln
Googles Rechtsstreit in den USA
Der Suchmaschinenkonzern hat scheinbar ein so großes Interesse an den Privaten Daten seiner Nutzer, dass er nicht einmal vor einem „Nein“ halt macht. In den Einstellungen ihrer Mobiltelefone konnten Nutzer nämlich auswählen, ob sie ihre Positionsdaten mit Google teilen möchten oder nicht. Das Perfide: Auch bei einer Ablehnung dieses Dienstes sammelte Google fleißig weiter Daten, um sie für Werbezwecke zu nutzen.
Dieses Verhalten hat in den USA zu einem Rechtsstreit geführt, in dem 40 Staaten gegen den Tech-Giganten geklagt haben. Mit teilweisem Erfolg. Beide Parteien einigten sich auf einen Vergleich, in dem Google den Staaten eine Zahlung von fast 400 Millionen Dollar zugestand. Eine Summe, die sich auf den ersten Blick nach einem Erfolg anhört, doch auf den näheren Blick zu ein- bis zweistelligen Dollar-Beträgen führt, wenn man sie auf die 40 Staaten und deren Bewohner aufteilt. Schuldbekenntnisse gab es nicht.
Dennoch kann man den Rechtsstreit in Teilen als Erfolg werten. Demokraten und Republikaner haben zusammengearbeitet, um für die Rechte der Bürger einzustehen, anstatt sich zu zerfleischen. Dem Datenschutz wurde zumindest an diesem Tag genüge getan, doch dass sich die Lage in Zukunft verbessert, ist nicht abzusehen.
Immerhin hat Google versichert, dass es in Zukunft zusätzliche Informationen zu der Verwendung der Positionsdaten geben wird. Dass der Konzern plant ein Sammeln solcher Daten zu unterlassen, hat Google jedoch nicht verlauten lassen. Nun ist dies ein amerikanisches und kein europäisches Problem, da die Amerikaner keine umfassenden Gesetze zum Datenschutz haben, lediglich für die Verwendung spezieller Daten. Wir sind also sicher – oder?
Werden wir auch ausspioniert?
Für uns Europäer wird dieses Urteil genau so wenig Auswirkungen haben, wie die Vergleichszahlung Google wehtut: Nicht sehr. Zum Glück haben wir sowohl auf europäischer Ebene als auch auf Bundesebene Gesetze wie die DSGVO, die ein Recht auf das Löschen von gesammelten Daten vorsieht. So kann man hierzulande zumindest einen Antrag darauf stellen von der Suchmaschine wieder vergessen zu werden. Doch auch hierbei bleibt fraglich, ob Google der Forderung nachkommt. Zwar kann man einen solchen Antrag stellen, doch auf den Servern des Konzerns wird niemand Einblick erhalten, um nachzuschauen, ob sich tatsächlich an die Spielregeln gehalten wurde.
Dennoch: Im guten Glauben an Google und seine Gesetzestreue sowie durch die Hoffnung, dass die Folgen eines Verstoßes abschrecken, ist nicht davon auszugehen, dass die Positionsdaten europäischer Android-Telefone ohne eine explizite Zustimmung der Nutzer erfasst werden.
Doch warum sind Positionsdaten für Google so interessant?
Ich weiß, wo du warst. So ziemlich zu jeder Zeit. Dieses Wissen ist nicht nur gruselig, sondern kann auch eine Verletzung des Rechtes auf Privatsphäre darstellen. Zwar teilt man gerne mal seinen Standort mit Freunden, um sich vor einem Konzert zu treffen, doch auch bei Ihren Freunden wollen Sie sicherlich nicht, dass diese immer wissen, wo Sie sich gerade aufhalten. Das mag verschiedene Gründe haben, aber alle haben ihre Daseinsberechtigung. Man will ja auch nicht permanent von einem Privat-Detektiv verfolgt werden. Aber eben dem kommt die permanente Standortüberwachung gleich.
Jetzt ließen sich schaurige Schreckensszenarien durchspielen, in denen Geheimdienste Sie aufspüren und Sie beschatten, doch im Falle von Google ist es anders. Der Konzern verdient sein Geld mit Werbung. Präzise auf Nutzer zugeschnittene Werbung. So präzise Werbung, dass Ihr aktueller Standort – auf mehrere Meter genau – Ihnen Werbung für Geschäfte in Ihrer Umgebung anzeigen kann und das in dem Moment, in dem Sie am ehesten zu einem Kauf geneigt sind.
Für Unternehmen sind personalisierte Werbeanzeigen ein wahrer Segen, um ihre Produkte bestmöglich Kunden anzubieten. In Kombination mit den sonstigen Daten, die Technikunternehmen über Sie sammeln (Suchverhalten, Interaktion mit dem Gerät, etc.), können präzise Vorhersagen getroffen werden, um sagen zu können, bei welcher Person sich welche Werbung am meisten lohnt, damit sie damit interagiert – Sprich: kauft. Stellen Sie sich vor, Sie gehen in einer Einkaufspassage entlang und erhalten auf einmal Werbung von einem Juwelier. Sie hatten an sich nicht vor Geld für Schmuck auszugeben, doch da Sie die Anzeige gerade sehen und eh schon vor dem Laden stehen, können Sie ja mal einen Blick hineinwerfen. Mit Ihrer Liebsten hatten Sie ja auch neulich einen Streit. Zeit für ein Versöhnungsgeschenk.
Es geht aber auch noch eine Spur düsterer
Was wie eine subtile Form der klassischen Werbung wirkt, ist eine unschöne Art der Manipulation. Menschen dazu zu bringen, etwas zu tun, das sie sonst nicht tun würden, kann verheerende Auswirkungen haben. Das beste Beispiel dafür bleibt die US amerikanische Wahl 2016, bei der unentschiedene Wähler durch das Ausspielen entsprechender Werbung in eine bestimmte politische Richtung bewegt wurden. Auch dies ist durch das Sammeln vieler verschiedener personenbezogener Daten geschehen.
Mit dem Wissen darüber, wer sich wo aufhält, hat sich die chinesische Regierung gegen Protestierende zur Wehr gesetzt. Corona-Apps von Systemkritikern sprangen um, sobald sie sich in die Nähe einer Demonstration befanden. Da das Land eine 0-Covid-Strategie verfolgt, wurden Menschen durch das Umschalten der App daran gehindert öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen und öffentliche Gebäude zu betreten. Erst als sich die Personen aus den „kritischen“ Zonen entfernten, sprangen ihre Apps wieder auf den Urzustand zurück. So konnten Proteste stillschweigend niedergerungen werden. Mit dem Wissen über den Aufenthalt kann also das gesellschaftliche Geschehen maßgeblich gelenkt werden.
Fazit
Es ist nicht davon auszugehen, dass Google hierzulande die erhobenen Daten für solche oder ähnliche Machenschaften nutzt oder nutzen will. Jedoch ist es bedenklich, dass ein privates Unternehmen, zumindest theoretisch, über eine solche Macht verfügt. Daher sollten Privatpersonen vor der unerlaubten Datensammlung bestmöglich geschützt werden. Wie bereits erwähnt, haben wir in Europa bereits einen guten Datenschutz, doch die Egalität, mit der ein Konzern wie Google Millionenstrafen bezahlt, führt zu einer gewissen Ernüchterung. Denn wer sagt, dass sich solche Konzerne an die Spielregeln halten, wenn die Strafen dafür kaum eine Auswirkung haben? Auch in den USA bleibt abzuwarten, was für Folgen die Gesetzgeber aus diesem Vorfall ziehen. Gesetze, die die Privatsphäre schützen, sollten in jedem Fall unterstützt, geschützt und ausgebaut werden, da sie für die Sicherheit aller sorgen. Die Strafen bei einem Verstoß gegen den Datenschutz, sollten schmerzhaft sein und zu einer tatsächlichen Verbesserung der Lage führen.
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